Unser Selbstverständnis

1. Einleitung

Das UTOPIA ist eine Kinder- und Jugendeinrichtung der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken Kreisverband München. Sie wird vom Falkenfreizeitstättenverein betrieben und von der Landeshauptstadt München finanziert.

Geschichte

Ende 1949 wurde das Jugendheim Ost der SPD fertig gestellt. Seit dem 1. Mai 1957 dient es ausschließlich der Kinder- und Jugendarbeit. Ab 1972 startete die SJD – Die Falken Initiativen, um einen Abenteuerspielplatz auf dem weitläufigen Gelände einzurichten. Mit den geringen städtischen Zuschüssen gelang es nur wenige Jahre, den provisorischen Abenteuerspielplatz zu gestalten. Seit 1982 fördert das Stadtjugendamt den Jugendtreff, 1987 wurde der Abenteuerspielplatz eingerichtet. 1998 fand die Wiedereröffnung der umgebauten und erweiterten Einrichtung als UTOPIA statt.

Der Falkenfreizeitstättenverein wurde 1986 gegründet, um das damalige Falkenheim und den im Entstehen begriffenen Abenteuerspielplatz im Auftrag der SJD – Die Falken zu betreiben. Die Mehrheit der Vereinsmitglieder wird durch den Jugendverband benannt. Ohne die intensive und engagierte Unterstützung der Ehrenamtlichen wäre das UTOPIA nicht entstanden.

Pädagogische Einflüsse

Die Vorgängerorganisationen der SJD – Die Falken entstanden in der sozialistischen Arbeiterbewegung des Kaiserreiches und der jungen Weimarer Republik. Sie boten für Arbeiterkinder und Arbeiterjugendliche erstmals die Möglichkeit, sich über das miserable Niveau der Volksschule hinaus zu bilden, ihre Freizeit zu gestalten und ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen zu vertreten. Ziel war die Selbstorganisation der Kinder und der Jugendlichen. Dazu wurden moderne pädagogische Konzepte erarbeitet wie z.B. die Zeltlagerrepubliken.

Politische Bildung, gemeinsame Freizeitgestaltung und Eintreten für die eigenen Interessen gehört auch heute zu den pädagogischen Pfeilern der SJD – Die Falken. Der Kinder- und Jugendverband wendet sich gegen Ausbeutung, Rassismus und Militarismus und setzt sich für Gleichberechtigung aller Menschen auf der Basis von Demokratie und Freiheit ein.

Diese pädagogischen Ansätze und Werte gelten auch für die Kinder- und Jugendeinrichtung UTOPIA.

2. Das UTOPIA im Sozialraum

Bedeutung des Sozialraums für das UTOPIA

Der Sozialraum, in dem sich das UTOPIA befindet, beeinflusst durch seine Struktur direkt die Arbeit, die in der Einrichtung geleistet wird bzw. geleistet werden muss. Gleichzeitig wirkt das UTOPIA in unterschiedlicher Weise durch sein Handeln bzw. durch die geleistete pädagogische Arbeit auf den Sozialraum. Bei dessen Beschreibung spielen drei Faktoren eine übergeordnete Rolle: die geografische Ausdehnung des Sozialraums, dessen gesellschaftliche Struktur sowie das sich daraus für das UTOPIA ergebende Klientel.

Konkret besteht der Sozialraum aus den Münchner Stadtteilen Ramersdorf und Perlach, die geprägt sind durch einen hohen Armutsanteil. Hier leben viele sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus kinderreichen Familien, die bei geringem durchschnittlichem Einkommen auf engem Raum zusammenleben und mit niedrigen Bildungschancen und eingeschränkter Mobilität einer besonderen sozialpädagogischen Aufmerksamkeit bedürfen.

Um die Angebote in und die Möglichkeiten der Einrichtung dem Bedarf im Sozialraum anzupassen, findet eine kontinuierliche Bedarfsanalyse im Rahmen von Teamsitzungen, Supervisionen und Klausuren statt. Durch diese Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass das Programm und dessen Schwerpunkte nicht am Bedarf des Sozialraums vorbeigeht. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass die Attraktivität der Einrichtung für die Klientel durch die Anpassung des Programms gesteigert wird.

Aufgaben des UTOPIA im Sozialraum

Im Sozialraum sieht das UTOPIA unterschiedliche Aufgaben für sich selbst. Diese lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

1. Einen Raum bereitstellen

Der Abenteuerspielplatz bietet für Kinder bis 13 Jahren und die Freizeitstätte für Jugendliche ab 13 Jahren einen Raum, in dem sie sich in ihrer Freizeit aufhalten können. Zudem bieten wir mit dem Kellerclub in der Mohrhofsiedlung ein zusätzliches Angebot an und erweitern dadurch die sozialräumliche Wirkung unserer Einrichtung. Dabei soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche den Raum nutzen können. Durch die Beschaffenheit des UTOPIAs wird eine möglichst hohe Mischung von Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen angestrebt.

Weil Mädchen und junge Frauen in unserer Gesellschaft benachteiligt sind, achten wir besonders darauf, die Einrichtung an Bedürfnissen von Mädchen und jungen Frauen auszurichten. Um sie zu stärken und vorgegebene Rollenbilder in Frage zu stellen, veranstalten wir spezielle Angebote für Mädchen und geschlechtsspezifische Gruppen auch für Jungen. So können Mädchen und Jungen aktiv ihre Freizeit und ihre Räume nach ihren Bedürfnissen gestalten. Durch die Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen wirken wir auch aktiv in den Sozialraum.

Der Raum des UTOPIA ist frei von Zwängen und Pflichten anderer pädagogischer Institutionen wie beispielsweise Familie oder Schule, schließt diese aber nicht kategorisch aus. Alle Besucherinnen und Besucher der Einrichtung können mit Problemen, die ihre aktuelle (sowie eventuell zukünftige) Lebenslage betreffen, im pädagogischen Raum des UTOPIA Hilfe finden. Maßnahmen, die zur Lösung der Problemlagen beitragen, können sowohl in der Einrichtung als auch außerhalb (auch außerhalb des Sozialraums) stattfinden.

Der Abenteuerspielplatz bietet zusätzlich einen Raum inmitten der Stadt, in dem Kinder Abenteuer und Natur erleben können.

2. Den Raum gestalten

In erster Linie bietet das UTOPIA Freizeitgestaltungsmöglichkeiten an. Es soll für die Klientel die Möglichkeit geschaffen werden, die Freizeit weitgehend nach eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Vorlieben zu verbringen.

Das UTOPIA bietet einen Freiraum für Kinder und Jugendliche, in dem eigene Erfahrungen gemacht und unterschiedlichste Dinge erlebt werden können. Das Programm soll zum einen ein breites Spektrum an Angeboten umfassen, um möglichst viele und unterschiedliche Kinder und Jugendliche anzusprechen. Dazu gehört auch, dass wir aus unserer Einrichtung herausgehen und beispielsweise über mobile Spielaktionen Kinder ansprechen, die aufgrund der Distanz oder wegen unüberwindbarer Hindernisse (stark befahrene Straßen) nicht zu uns kommen können. Gleichzeitig lassen unsere Angebote aber auch Platz, um eigene Ideen einbringen und umsetzen zu können sowie Zeit für Begegnung und Austausch und ein freundschaftliches Zusammenkommen zu ermöglichen.

3. Wirkung des UTOPIA in den Sozialraum

Die pädagogischen und politischen Ziele wirken durch die erfolgreiche Sozialarbeit im UTOPIA auf den Sozialraum.

Der Abenteuerspielplatz und die Freizeitstätte sollen als gemeinsame Marke „UTOPIA“ im Sozialraum erscheinen und vertreten sein. Als kompetenter (Ansprech-) Partner für die Landeshauptstadt München bzw. dessen Vertreter und die politische Vertretung des Stadtteils Ramersdorf tritt die Einrichtung im Sozialraum auf. Angebote der LHM (oder auch anderer Institutionen) werden den Besuchern durch das UTOPIA näher gebracht werden.

Das UTOPIA tritt als Lobby für Kinder und Jugendliche auf und trägt deren Anliegen nach außen. Gleichzeitig fördert es die eigenständige Interessenvertretung von jungen Menschen im Stadtteil.

Zusätzlich ist es Aufgabe des UTOPIA, sich mit anderen pädagogischen Einrichtungen im Sozialraum zu vernetzen. Dazu gehören in erster Linie Grund-, Mittel- und Realschulen, Förderzentren, Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie Unterkünfte für (unbegleitete, minderjährige) geflüchtete Menschen. Durch die zur Verfügungstellung eines Raumes (v.a. des Abenteuerspielplatzes) für Einrichtungen (und auch Privatpersonen, v.a. für Kindergeburtstage) sowohl während als auch außerhalb der Öffnungszeiten wird die Vernetzung gefördert und der Sozialraum um ein Angebot bereichert. Je besser die Vernetzung zwischen den pädagogischen Einrichtungen im Sozialraum funktioniert, desto besser können Bedarfe und Bedürfnisse des Klientels erkannt und aufgefangen werden.

3. Pädagogische Ziele

Die pädagogischen Ziele der Arbeit im UTOPIA lassen sich mit dem Wachstum eines Baumes vergleichen, wobei der Baum für ein Kind bzw. Jugendlichen steht. Die Zeichnung spiegelt das Menschenbild und dessen positive Entwicklung wider, die die pädagogische Arbeit im UTOPIA prägt.

Es wird der (sichere) Raum zur Verfügung gestellt, in dem sich die Wurzeln des Menschen in alle Richtungen ausbreiten und verzweigen können. Ein sicherer, gefestigter Stand, der mit der Ausbreitung der Wurzeln einhergeht, ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen weitere wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie persönliche Eigenschaften auszuprägen. Im Bild des (Entwicklungs-) Baumes steht hierfür der Stamm, der auch gleichzeitig die wachsende (nicht körperliche) Größe des Menschen ausdrückt. Im Bereich der Baumkrone finden sich die Fähigkeiten, dessen Ausprägung bei den Kindern und Jugendlichen für die pädagogische Arbeit im UTOPIA die obersten Ziele darstellen. Genau wie die einzelnen Äste bzw. Wurzeln des Baumes können sich die Kinder und Jugendlichen im UTOPIA in alle Richtungen (gleichzeitig) entwickeln.

Die Entwicklung eines jeden Menschen wird maßgeblich durch seine Umwelt beeinflusst. Auch das UTOPIA ist Teil dieser Umwelt. Mit unserer pädagogischen Arbeit wollen wir unsere Verantwortung wahrnehmen und das Tempo und die Art des Wachstums begleiten.

Der Vergleich der pädagogischen Ziele mit dem Wachstum eines Baumes ist auch insofern passend, als dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die am Baum die sichtbaren und bestimmenden Merkmale sind, ebenso den Raum um den Menschen gestalten: Je weiter oben die Fähigkeiten auf dem abgebildeten Baum stehen, desto mehr ermöglichen sie es dem Kind bzw. Jugendlichen, seine Umwelt (nach eigenen Vorstellungen und mit eigenen Ideen) mitzugestalten.

Grundsätzlich holt die pädagogische Arbeit im UTOPIA die Kindern und Jugendlichen dort ab, wo sie stehen und unterstützt sie dabei, weiter zu wachsen.

Das Rahmenkonzept offene Kinder- und Jugendarbeit bildet ebenfalls die Grundlage unserer Arbeit.

4. Ansätze und Angebote des UTOPIA

Das UTOPIA schafft einen Ausgleich zu Zwängen in Schule, Arbeit und ggf. Elternhaus. Die jungen Menschen kommen in die Einrichtung, um ihre Freizeit mit Gleichaltrigen zu genießen. Deswegen bietet das UTOPIA jenseits aller weiteren pädagogischen Ziele Raum für das Treffen mit Freundinnen und Freunden, für das Ausleben von Hobbies und generell für Spaß und Erlebnisse.

Die Pädagoginnen und Pädagogen setzen an den Interessen und Wünschen der Kinder und Jugendlichen an. Diese sollen sich gerne im UTOPIA aufhalten. Hier können sie sich austoben, Sport treiben, feiern, entspannen, Musik hören, spielen, reden und anderes mehr. Deswegen ist die Atmosphäre im Jugendtreff und auf dem Abenteuerspielplatz familiär und bietet unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten und Rückzugsräume.

Die pädagogischen Fachkräfte fördern den Austausch unter den Kindern und Jugendlichen. Diese können sowohl Bekannte treffen als auch bisher Fremde kennenlernen, Kontakte knüpfen und vertiefen, sich untereinander austauschen, voneinander lernen, sich verlieben und entlieben, Konflikte austragen und miteinander Spaß haben. Damit ein respektvolles Miteinander gefördert wird, gibt das UTOPIA entsprechende Regeln für den Umgang vor.

Auf unterschiedliche gesellschaftliche Möglichkeiten von Mädchen und Jungen, Kindern und Jugendlichen verschiedener Herkunft sowie jungen Menschen mit Beeinträchtigungen wird geachtet. Für Mädchen gibt es eigene Räume und Zeiten. Auf kulturelle Besonderheiten wird Rücksicht genommen. Es werden aber nicht die kulturellen Unterschiede in den Vordergrund gestellt, sondern die gemeinsamen Interessen und Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen. Ziel ist ein solidarisches Verhalten.

Damit die jungen Menschen ihre künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten und Interessen entdecken, pflegen und erweitern können, bietet das UTOPIA ein breites Spektrum an Möglichkeiten: Hüttenbauen, Malen, Basteln, Musizieren, Kochen, Holzarbeiten, Tanzen. Die Pädagoginnen setzen bei den Interessen der Kinder und Jugendlichen an, nehmen ihre Vorschläge auf und machen zusätzlich Angebote, um das Spektrum zu erweitern.

Auf dem Abenteuerspielplatz liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Naturerleben. Kinder können den Spielplatz mit Wiese, Bäumen, Wasser, Feuer, Pflanzen und frei lebenden Tieren zu jeder Jahreszeit erforschen. Gerade für Kinder, die keine Möglichkeiten haben, die Stadt zu verlassen, bildet dies einen wichtigen Ausgleich zu ihrer betonierten und asphaltierten Umwelt.

Das UTOPIA ist ein Ort, um neue Erfahrungen zu machen und Neues zu erfahren. Die pädagogischen Fachkräfte regen an, sich mit unterschiedlichen Themen auseinander-zusetzen und Informationen aufzunehmen. Sie stehen für Fragen und zum Hinterfragen bereit und beginnen bewusst Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen. Kindern und Jugendlichen wird dadurch ermöglicht, ihre Meinung zu entwickeln und zu überprüfen. So können Klischees und Vorurteile überdacht und überwunden werden.

Gesellschaftliche Zusammenhänge werden spielerisch verdeutlicht. Jedoch geht es nicht um ein bloßes Nachempfinden, sondern um eine kritische Auseinandersetzung. Das zeigt sich deutlich in der Spielstadt, in der eigene Formen von Demokratie und Soziale Sicherung entwickelt wurden, die über die derzeitige gesellschaftliche Realität hinausgehen. Team und Vorstand des Falkenfreizeitstättenvereins vertreten die Werte Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität.

Die Pädagoginnen und Pädagogen schaffen den Besucherinnen und Besuchern Möglichkeiten, eigene Interessen in die Angebote und den Ablauf des UTOPIA einzubringen. Das betrifft z.B. das Programmangebot und die Regeln. Das UTOPIA fördert gezielt Eigenverantwortung der Kinder und Jugendlichen. Die Fachkräfte unterstützen sie, auf Festen oder im offenen Betrieb eigene Angebote für andere Kinder und Jugendliche zu organisieren.

Das UTOPIA sucht und nutzt Möglichkeiten, dass sich Kinder und Jugendliche im Stadtteil einmischen und ihre Interessen einbringen können.

5. Aufgaben und Rollen der Pädagoginnen und Pädagogen

Jeder junge Mensch hat das Recht, in das UTOPIA zu kommen und ohne Bedingung Wertschätzung zu erfahren. Jede und jeder soll erfahren: „Du bist hier willkommen“.

Diese parteiliche, positive, vorurteilsfreie Grundhaltung bedeutet einen hohen Anspruch an die Pädagoginnen und Pädagogen, da es auch Kinder und Jugendliche gibt, die ein nicht erwünschtes Verhalten haben. Es ist wichtig, zu differenzieren: Jede Person wird wertgeschätzt, aber nicht jedes Verhalten.

Die Pädagoginnen und Pädagogen sind Bezugspersonen. Sie gestalten aktiv die Beziehung zu den Besucherinnen und Besuchern. Sie erkennen an, dass dies wachsen muss und Entwicklung bedeutet.

Da Wünsche, Bedürfnisse und Bedarf von Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich sind, wechseln auch die Aufgaben und Rollen der Pädagoginnen und Pädagogen. Sie umfassen:

  • Schutz: Kinder und Jugendliche können im UTOPIA durchatmen, finden Ansprech­personen und erhalten auch räumlich gesehen Schutz. Die Pädagoginnen und Pädagogen sind aufmerksam und ergreifen die Initiative, wenn Anzeichen vermuten lassen, dass es den Kindern und Jugendlichen nicht gut geht.
  • Versorgung: Vergleichbar mit den Eltern unterstützen die pädagogischen Fachkräfte die Kinder und Jugendliche sowohl emotional als auch praktisch, z.B. durch Versorgung mit Essen.
  • Hilfe, Unterstützung und Beratung: Die Pädagoginnen und Pädagogen sind erwachsene Personen mit Erfahrung, denen junge Menschen auch Dinge anvertrauen können, die Eltern nicht erfahren sollen. Sie werden beraten, auch zu Schwierigkeiten in der Familie oder bei Streit mit Freundinnen und Freunden, bei Fragen zur Sexualität oder bei anderen schwierigen Problemen.
  • Anregung und Entwicklung: Die Pädagoginnen und Pädagogen stellen Fragen und regen somit zu Neugier und Auseinandersetzung mit Vorgegebenen an. Sie stellen Gewohntes in Frage und zeigen auf, dass die Gesellschaft von Menschen geschaffen und von Menschen veränderbar ist. Sie geben Anstöße, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen.
  • Vorbild: Ob gewollt oder nicht, sind die pädagogischen Fachkräfte Vorbilder. Junge Menschen können sich an ihnen als erwachsene Bezugspersonen orientieren. Die Pädagoginnen und Pädagogen sind sich dieser Rolle bewusst und bereit, ihr Verhalten, ihre Geschlechterrolle und ihre Werte auch in Frage stellen zu lassen. Vorbildliches Verhalten bedeutet für uns nicht, Makellosigkeit zur Schau zu stellen. Wir versuchen, einen vernünftigen Umgang mit unseren Schwächen zu zeigen, statt diese zu verstecken. Jeder Mensch schätzt Genussmittel. Genussmittel können aber auch zur Droge werden. Unser Ansatz lautet nicht, immer Abstinenz zu predigen. Im Vordergrund steht vielmehr ein individuell angepasster Umgang, den Erwachsene oft schon haben, Kinder und Jugendliche aber häufig noch für sich finden müssen.


Schutzauftrag und Erfahrungsräume

Die Pädagoginnen und Pädagogen des UTOPIA ermöglichen jungen Menschen eigene Erfahrungen. Ein wichtiger Leitsatz dabei ist: „Hilf mir, es selbst zu tun“.

Dies steht aber oft im Gegensatz zu gesellschaftlichen Erwartungen, denn Eltern verlangen verstärkt nach Schutz für ihre Kinder. Es bedeutet oft ein Risiko, Neues auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu machen. Für Kinder und Jugendliche ist eine bedeutende Lernerfahrung, Gefahren abzuschätzen und sich des Risikos bewusst zu sein.

Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen diese Ambivalenz aushalten. Sie kann zu Druck und Unsicherheit führen. Wichtig ist, Risiken abzuschätzen, aber den Kindern und Jugendlichen eigene Erfahrungen zu ermöglichen. Der Austausch im Team dient zu einer verantwortungsbewussten Regelung.

Partizipation und Macht

Die Pädagoginnen und Pädagogen haben mehr Macht als die Besucherinnen und Besucher. Sie existiert schon alleine durch das Hausrecht, die Aufsichtspflicht sowie die Entscheidungsgewalt über Regeln, Finanzen usw. Macht kann durch Grenzsetzungen und Sanktionen wie z.B. Platz- und Hausverboten ausgeübt werden.

Der Träger und das pädagogische Team entscheiden, wie diese Machtebene eingesetzt wird. Im UTOPIA wird sie als letztes Mittel eingesetzt, denn sie widerspricht der offenen Grundhaltung gegenüber den Besucherinnen und Besuchern und dem Anspruch auf Mitgestaltung und Mitbestimmung.

Kinder und Jugendliche werden mit ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst genommen. Deswegen ist der Umgang mit den jungen Menschen von einer offenen und akzeptierenden Haltung geprägt. Die pädagogischen Fachkräfte ermöglichen Partizipation und Gestaltungsfreiräume.

Diese offene Haltung bedeutet, bei den Kindern und Jugendlichen nachzufragen, auf sie und ihre Ideen einzugehen und diese durchzuspielen, auch wenn die Vorschläge ungewöhnlich sind und auf den ersten Blick unrealistisch erscheinen. Das beinhaltet aber nicht nur Hinterfragen, sondern auch, sich in Frage stellen zu lassen. Damit bewegen sich die Pädagoginnen und Pädagogen auf einer gleichberechtigten Ebene mit den Kindern und Jugendlichen.

Im UTOPIA sind Sanktionen keine Strafe. Sie werden nur dann verhängt, wenn sie als Schutz für andere Besucherinnen und Besucher notwendig sind. Durch Sanktionen wird deutlich, dass andere Anstrengungen nicht erfolgreich waren. Sie sind damit ein letztes Mittel.

6. Zusammenarbeit mit der SJD – Die Falken

Die unter „Pädagogische Einflüsse“ genannten Ziele und Werte der Sozialistischen Jugend – Die Falken prägen die Zusammenarbeit zwischen der SJD – Die Falken und dem FFV. Das Haus steht über die offene Kinder- und Jugendarbeit hinaus auch für die Gruppenarbeit der SJD – Die Falken zur Verfügung.

Zur Verknüpfung des UTOPIA mit der Verbandsarbeit bietet sich im Alltag vor allem die Zusammenarbeit bei Fahrten und Spielfesten an. Dazu gehören zum Beispiel das Frühlingsfest auf dem Abenteuerspielplatz und die Teilnahme am Familienfest des DGB am 1. Mai. Der FFV ermöglicht seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen der Freistellung zum Zwecke der Kinder- und Jugendarbeit und darüber hinaus die Unterstützung von Veranstaltungen der SJD – Die Falken, etwa von Freizeiten oder Seminaren.

Aktive der SJD – Die Falken und des UTOPIA haben oft ähnliche Schulungsbedürfnisse. Verband und FFV streben deswegen eine intensive Zusammenarbeit bei pädagogischer Weiterbildung an. Dies betrifft insbesondere Themen, bei denen gesellschaftliche Verhältnisse Einfluss auf pädagogische Fragestellungen haben (soziale Ungleichheit, Rassismus, Fluchtbewegungen und Integration, Rollenverhalten und Geschlechterklischees, Umweltbewusstsein und Naturschutz usw.). Alle FFV-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sollen die pädagogischen Grundsätze der SJD – Die Falken kennen. Dazu werden in Zusammenarbeit mit dem Verband regelmäßige Grundlagenschulungen durchgeführt.

Die Mehrheit der FFV-Mitglieder besteht aus Delegierten der SJD – Die Falken. Einmal im Jahr treffen sich die FFV-Mitglieder, um die Rechenschaftsberichte des Vorstands und die Berichte der Freizeitstätte entgegenzunehmen und zu beraten, Anträge u.a. zur Ausrichtung des UTOPIA zu verabschieden und den Vorstand zu wählen. Die Ziele und Schwerpunkte der Jahresplanung werden in Klausuren diskutiert, bei denen die Falken über die*den Kreisvorsitzende*n oder eine von ihr*ihm delegierte Person vertreten sind. Im Lauf des Jahres ist die kontinuierliche Zusammenarbeit dadurch gewährleistet, dass die*der Kreisverbands-Vorsitzende automatisch stellvertretende*r FFV-Vorsitzende*r ist. Wir streben an, dass möglichst viele FFV-Vorstandsmitglieder einen Falken-Hintergrund haben.

Ohne die SJD – Die Falken und ihr Engagement wäre das UTOPIA als Einrichtung nicht denkbar, wie eingangs beschrieben. Diese Verbundenheit beruht auf dem Menschenbild, das Verband und Trägerverein heute wie zur Gründungszeit in ihrer konkreten Arbeit als Leitlinie haben.

München, 24.10.2017

Der FFV-Vorstand